Ob geometrisch, abstrakt oder eher illustrativ: Inspiration ist für sie alles! Vor allem dann, wenn es darum geht, immer wieder aufs Neue traumhaft schöne Muster zu kreieren: Meryl Pardoen ist Textildesignerin und gestaltet Muster und Motive für Textilhersteller und Modemarken. Bekannt ist sie vor allem für ihre floralen Designs, die sich in den Kollektionen zahlreicher internationaler Marken finden lassen.
Textildesigner sind in der Öffentlichkeit meist nicht so präsent, wie die großen Modedesigner, die unsere Lieblingsstücke entwerfen. Allerdings ist ihre Arbeit unverzichtbar, denn was wäre die Mode ohne raffinierte Farben und Muster? Genau das ist die Spielwiese von Textildesignern. Sie sind leidenschaftliche Spezialisten, wenn es darum geht, Oberflächen zu gestalten. Dabei bewegen sie sich in einem Feld von Interior und Mode, designen aber auch Accessoires und Anwendungen im Automobilbereich.
Meryl Pardoen
Die gebürtige Niederländerin ist ein echter Globetrotter. Sie hat die meiste Zeit ihres Lebens in Spanien und England verbracht und auch mehrere Langzeitreisen unternommen. Ihr Studium Commercial Interior Design und -Technology absolvierte sie in London und arbeitete in diesem Bereich für einige Jahre, bevor sie Textildesign studierte. Sie ist heute auf Frauen- und Bademode spezialisiert sowie auf Outdoor- und Sportbekleidung.
Meryl, du bist Textil- und Oberflächendesignerin – wie kam es dazu?
Ich hatte zunächst einen Job als Innenarchitektin, merkte aber bald, dass ich das Arbeiten mit Stoffen und graphischer Bildsprache lieber mochte, als das technische Zeichnen. Irgendwann entdeckte ich dann Onlinekurse über Textil- und Musterdesign, die sich sehr spannend anhörten und entschied mich schließlich dafür.
Was magst du am liebsten an deinem Job?
Ich mag die Vielseitigkeit der Stile und das Verwenden von unterschiedlichen Medien: an einem Tag zeichne oder male ich, am nächsten Tag kreiere ich etwas komplett digital und arbeite zum Beispiel mit CAD. Ich liebe es Kunst zu erschaffen, die anderen Freude macht und die es Menschen ermöglicht, ihre Persönlichkeit auszudrücken.
Gestaltest du Muster für Kleidung oder auch für andere Textilien?
Meine Prints können für alle möglichen Produkte genutzt werden. Sie wurden schon auf Accessoires gedruckt, zum Beispiel Schals oder Tote-Bags oder auf den Bezug von Koffern und Heimdekor-Artikeln.
Woher nimmst du deine Inspiration?
Ich ziehe sie aus unterschiedlichen Quellen: zum Beispiel aus Modenschauen oder aus der Natur. Auch von Reisen lasse ich mich inspirieren. Meine Pinterest-Pinnwände und Instagram-Sammlungen, in denen ich mir Bilder mit interessanten Elementen und Stilen abspeichere, helfen mir sehr. Ich fotografiere sehr gern und mache viele Fotos von Blumen und Pflanzen, aber auch von anderen interessanten Dingen, die mir so tagtäglich begegnen.
Wie entwickelst du ein neues Muster?
Am Anfang einer Musterentwicklung, mache ich zuerst ein Moodboard und stelle eine Farbpalette zusammen – je nachdem für welchen Zweck und in welcher Jahreszeit das Endprodukt genutzt werden soll. Natürlich orientiere ich mich auch am Kundenbriefing. Dann fange ich an, Entwürfe zu machen und Elemente abzuspeichern, die ich nutzen möchte, und bearbeite sie dann später in Photoshop. Am Schluss teste ich die Muster normalerweise auf Produkten, um zu sehen, ob der Maßstab und die Farben gut funktionieren.
Wie wichtig ist es, einzigartig zu sein und gleichzeitig einen Wiedererkennungswert in deiner Arbeit zu haben?
Also, mir fällt es relativ leicht Designs zu erstellen, die zugleich einzigartig und anders sind, aber ich muss dabei immer im Hinterkopf haben, dass ich die Prints für andere mache. Deswegen ist es vor allem beim Commercial Design wichtig, aktuelle Trends miteinzubeziehen und generell zu wissen, was die Leute mögen und kaufen. Häufig orientiere ich mich an einem bestimmten Trend, versuche die Markenpersönlichkeit miteinzubeziehen und füge dann noch meine eigene, einzigartige Note hinzu.
Welche sind deine selbst-designten Lieblingsmuster auf Kleidungsstücken?
Das eine Stück ist eine genderneutrale Bluse von Reuben Avenue mit einem Planetenmuster und das andere ein Jumpsuit von Minkpink mit einer Art Tropical-/Blätterprint.
Hast du ein Lieblingskleidungsstück in deinem Kleiderschrank?
Eins meiner Lieblingsstücke, das für mich pure Lebensfreude ausstrahlt, ist auf jeden Fall eine gelbe kurzärmelige Bluse von Henry Holland, die vorne gebunden wird. Darauf sind Zebras und sie hat einen Peter-Pan-Kragen.
Was würdest du jemandem raten, der mit etwas Kreativem beginnen möchte – zum Beispiel einem Nähprojekt?
Ich selbst schaue meistens, was es in dem Bereich schon gibt und sammele Bilder dazu. Es ist immer gut, ein Gefühl dafür zu bekommen, warum man bestimmte Sachen, die andere bereits geschaffen haben, mag oder eben nicht. Dann kann man zum Beispiel schauen, wie man etwas verbessern könnte oder es so abwandeln, dass es den eigenen Geschmack trifft. Bevor ich mit einem Projekt starte, mache ich gerne ein Moodboard. Darauf sind dann Bilder des Stils, den ich mir vorstellen kann, sowie Inspirationen aus ganz unterschiedlichen Bereichen.
Was bedeutet es dir, kreativ zu sein und was treibt dich an?
Es ist spannend und macht unglaublich Freude, etwas von Anfang an zu kreieren: man weiß zu Beginn noch nicht genau, wie es mal aussehen wird. Ich denke, mich motiviert am meisten, selbst etwas ganz Neues zu erschaffen, das es davor so noch nicht gab.
Vielen Dank, Meryl Pardoen!
Bildnachweise
Bild 1–4: Meryl Pardoen
Bild 5: Steamline Luggage (Suitcase lining for Steamline Luggage)
Bild 6: Meryl Pardoen
Bild 7: shoplunab.com (print on jumpsuit for Minkpink)
Bild 8: Reuben Avenue (Print on silk shirt for gender neutral brand Reuben Avenue)