Design

Upcycling – voll in Mode

Dass attraktive Mode nicht immer nur von großen Textilketten oder teuren Designermarken kommen muss, zeigen zwei junge Modedesigner aus Stuttgart mit ihrem Label „Wiederbelebt“. Im Bereich Upcycling sind sie mit ihrer Marke absoluter Vorreiter.

Oguzhan Deniz und Sarah Kürten gründeten ihr Herzensprojekt „Wiederbelebt“ Anfang 2016. Die Idee dazu kam nicht über Nacht. Vielmehr war sie eine logische Entwicklung, die sich aus der Bachelorarbeit von Sarah und ihren beklemmenden Eindrücken auf Reisen in Niedriglohnländern ergab.

„Unser Standard ist fair und nachhaltig. Das heißt, wir beachten nicht nur umweltschonende Komponenten, sondern auch faire Arbeitsbedingungen. Unsere Produktion ist direkt in Stuttgart und soll es auch in Zukunft bleiben. Sie in Länder mit niedrigeren Produktionskosten, wie zum Beispiel nach Osteuropa zu verlagern, ist für uns keine Option. Unsere Vision ist es, zu zeigen, dass Kleidung nachhaltig hergestellt und gleichzeitig schön und modern sein kann. Wir wünschen uns, dass die Menschen Kleidung im Allgemeinen mehr wertschätzen“,

beschreibt Oguzhan die Vision seiner Marke.

Die Vision

Know-how hatten die beiden zum einen aus ihren abgeschlossenen Studiengängen Modedesign und Modemanagement sowie Textiltechnologie und -management. Zum anderen aus einigen Jahren Berufserfahrung, die ihnen entsprechende Einblicke gewährt hatten. Was am Ende dazu führte, dass sie einiges anders machen und klare Haltung zeigen wollten: Produzieren in Billiglohnländern? Nein danke! Wachstum? Ja, gerne, aber nicht auf Kosten der Umwelt.

Die Gründer Sarah Kürten und Oguzhan Deniz

Dead Stocks wiederbelebt

Die Kleidungsstücke bei Wiederbelebt entstehen durch Upcycling. Dafür werden sogenannte „Dead Stocks“, also industrielle Überschussware verwendet. Dazu gehören neben den Stoffen auch die Kurzwaren wie Knöpfe usw. Anders als beim Recycling wird die aufgekaufte Rohware eins zu eins weiterverwendet. Beim Recycling hingegen werden mit Aufwand von viel Wasser und Energie Stoffe neu gewonnen oder verwebt. Es ist nicht immer leicht nach diesen Prinzipien zu produzieren: „Die Herausforderungen liegen beim Design und der Schnittentwicklung, weil manchmal noch unklar ist, welche Stoffe in welcher Menge zur Verfügung stehen und ob die gelieferten Kurzwaren dazu passen. Das hat sich aber in den letzten Jahren gut eingespielt“, erzählt Oghuzan. Drei bis fünf neue Modelle pro Monat zeigen, dass es geht.

Der Reiz des Besonderen

Der kleine Laden im Herzen Stuttgarts versprüht übrigens einen besonderen Charme. Zu wissen, dass die Kleidungsstücke im Laden direkt in der Produktionsstätte nebenan hergestellt werden, weckt ein persönliches und vertrauensvolles Gefühl. Die Produktionsstätte ist geprägt vom Manufakturcharakter. Vieles entsteht hier außerdem im Kopf und im Herzen, bestätigt Oguzhan: „Auf aufwendige Trendresearchs verzichten wir. Ein großes Stück Inspiration für neue Stücke kommt aus dem eigenen Designer-Kopf. Gepaart mit Akzenten von aktuellen Modenschauen und Elementen der Fast Fashion Mode, entstehen trendige Schnitte in unserem eigenen Stil“.
Noch attraktiver wird die Mode von Wiederbelebt durch ein gutes Gewissen, das man beim Kauf hat. Wer schnell genug ist, kann sich eines von insgesamt nur jeweils 50 Teilen sichern.

Lust auf einen nachhaltigeren Kleiderschrankinhalt und nachhaltiges Nähen Zuhause? Hier kommen Oguzhans Tipps:

  1. Second Hand kaufen.
     
  2. Nach Marken schauen, die lokal produzieren.
     
  3. Weniger kaufen und überlegen, was man wirklich braucht!
     
  4. Lieblingsstücke selbst nähen!
     
  5. Stoffreste, die beim Nähen zu Hause anfallen, weiterverarbeiten zu Stirnbändern oder die Kleidung damit aufpimpen (z. B. Jeansjacke).
     
  6. Beim Stoffkauf auf Gütesiegel achten (z. B. ÖkoTex Standard 100 oder GOTS), Achtung Aussagekraft immer recherchieren!
     
  7. Wenn es geht, Stoffe kaufen, die keine weiten Wege hinter sich haben und in Ländern mit hohen Standards produziert wurden.

Bilder: wiederbelebt