Ein teilweise wenig abwechslungsreiches Freizeitangebot in Zeiten wie diesen, erweckt in vielen den Wunsch, etwas ganz Neues auszuprobieren. Warum also nicht zur Nähmaschine greifen? Bei der Entscheidung für das Hobby „Nähen“ spielen sicherlich auch häufig Faktoren wie ein übersättigter Kleidungsmarkt und ein gesteigertes Umweltbewusstsein eine entscheidende Rolle – Stichwort Upcycling. Da ist es für viele besonders reizvoll, eigene Stücke zu kreieren. Auffällig ist, dass sich unter den neuen Nähfans auch immer mehr Männer tummeln.
(Junge) Väter, Heimwerker und Männer, die etwas Neues lernen wollen, können beim Nähen eigene Ideen umsetzen und selbst kreativ werden.
So gehört für und mit den Kindern Kuscheltiere, (Ver-)Kleidung oder Dekoration herzustellen für einige schon zum Alltag. Und mit ein bisschen Übung sind auch andere kleine Projekte wie Vorhänge für den umgebauten Minivan zu nähen oder die altbewährte Arbeitshose zu flicken für den Hobbynäher kein Problem. Nicht selten spielt auch der Gedanke, geliebte und zerrissene Teile zu reparieren oder umzugestalten eine wichtige Rolle. Das Ergebnis freut nicht nur den Besitzer, sondern auch die Umwelt. Und da sich bei diesem Thema viele Gleichgesinnte finden lassen, teilen zahlreiche nähbegeisterte Männer ihre DIY-Fashion auch auf den sozialen Kanälen.
Der Wunsch, die eigene Individualität mit Mode auszudrücken und mit neu gestalteten oder veränderten Kleidungsstücken und Accessoires die eigene Persönlichkeit zu unterstreichen, ist keineswegs ein rein weibliches Phänomen. Dennoch fällt auf, dass Angebote für das Hobby „Nähen“ stark auf die weibliche Zielgruppe ausgerichtet sind. So werden Nähutensilien gerne mit Blumenprints versehen und Nähkurse überwiegend für Frauenmode angeboten. Um diesen Stereotypen entgegenzuwirken, hat der amerikanische Designer Norris Dánta Ford, der selbst auch näht, den Instagram-Hashtag #dopemensew ins Leben gerufen. Er möchte damit einen Austausch zwischen interessierten Männern fördern und eine Plattform zur gegenseitigen Anerkennung schaffen.
Auch Yannick gehört zur männlichen Näh-Community. Er konnte bereits in der Schule erste Erfahrungen mit der Nähmaschine sammeln. Seine Leidenschaft fürs Nähen hat er dann aber eher zufällig entdeckt: Yannick bat seine Mutter, etwas nach seinen Vorstellungen zu nähen aber sie lehnte ab, weil sie überzeugt war, dass er das auch selbst schafft. Und sie behielt Recht. Nach kurzer Zeit und ein paar Fehlversuche später, konnte er stolz seine erste selbstgenähte Hose präsentieren. Seitdem ist Yannick begeisterter Hobbynäher und bietet so seiner kreativen Ader ein Ventil.
Was er anfangs nur für sich selbst anfertigte, begeisterte schnell auch seine Freunde. Mittlerweile bietet er selbstkreierte Produkte wie z. B. Westen, kleine Beutel und Umhängetaschen offiziell über Instagram an. Das fertiggestellte Ergebnis in den Händen zu halten und die Begeisterung der Kunden sind dabei für Yannick die größten Motivatoren.
Die positive Resonanz hat zudem dazu geführt, dass Yannick sich vor kurzem eine moderne, multifunktionale Nähmaschine zugelegt hat. Für einen jungen Hobbynäher ist das ein großer und zudem kostenintensiver Schritt. Für Yannick aber ein Schritt in die richtige Richtung: Den Traum von der eigenen Marke will er außerdem mit einer Ausbildung zum Maßschneider zukünftig weiter voranbringen, um professionelle Techniken zu lernen und in der Umsetzung noch besser zu werden. An Ideen mangelt es ihm jedenfalls nicht.